Richard Watson: Autor, Keynote-Speaker, Zukunftsforscher
Richard Watson: der weltweit renommierte Zukunftsforscher
Richard Watson studierte Politik, Philosophie und Ökonomie. Er ist Zukunftsforscher („Futurist-in-Residence“) für Unternehmertum an der Cambridge Judge Business School (CBJS), eine der renommiertesten Business Schools weltweit. Auf seiner Website „What’s next“ dokumentiert er globale Trends und stellt wegweisende Denkwerkzeuge („Thinking tools“) für Disruption, Innovation und Transformation zur Verfügung.
Richard Watson: Keynote-Speaker und Szenarioplaner
Als Keynote-Speaker in Sachen Trends & Technologien war er bei "Global Playern" zu Gast, u.a. bei IBM, Nestlé oder Toyota. Im deutschsprachigen Raum inspirierte er als Vortragsredner u.a. Audi, PricewaterhouseCoopers (PwC), Herbert Smith Freehills LLP oder die Porsche Holding in Salzburg.
Richard Watson: Autor und Netzwerker
Der Autor von fünf Büchern zum Thema Zukunft und "What's next Blogger" ist Gastdozent an der Imperial College Business School und der London Business School. Als Mitbegründer von Thinking Allowed, einem 24-Stunden-Retreat, möchte er die Qualität von Diskursen und Debatten in Führungsteams neu beleben. Eines seiner Kernthemen ist die Szenarioplanung.
Wie Richard Watson die 2050 MegaTrend map erfand
Notizen, Zeitschriften, Online-Artikel, Zeitungsausschnitte, Bookmarks und mehr: Richard Watson fand sich in seinen Recherchen nicht mehr zurecht. Eine produktive Weiterentwicklung seiner Rechercheergebnisse war zeitraubend und frustrierend. Eine sinnvolle Verknüpfung der Zusammenhänge schien unmöglich. So begann der Zukunftsforscher das analoge bzw. digitale Chaos zu ordnen.
Richard Watson: der "What's next"-Pionier
Auf der Website "What's next" begann er seine Informationenen zu sammeln. Die Verbindungen, Verknüpfungen und Überschneidungen der einzelnen Themen sollten sichtbar werden. Richard Watson wollte sein Wissen mit Anderen teilen können und den Dialog über die Trends und Technologien der Zukunft beleben. Nach dem Vorbild des Londoner U-Bahn-Plans gestaltete er die 2050 MegaTrend map, die heute eine der international bedeutsamsten Orientierungshilfen für Business Innovation ist.
Das Besondere an der 2050 MegaTrend map
Eine multidimensionale Inspirationsquelle
Die 2050 MegaTrend map ist weit mehr als eine lineare Abbildung von Megatrends. Entlang der 16 Trendlinien von Arbeit und Gesellschaft über Verkehr bis zu Wirtschaft und Umwelt liegen Stationen, die den aktuellen Status und die darauf folgenden möglichen Entwicklungen zeigen. Richard Watson visualisiert was jetzt ist, was morgen sein könnte, Gegentrends, Gamechangers, Chancen und Risiken sowie den Aufstieg und Fall einzelner Branchen, Produkte oder Lebensbereiche. Insofern ist die 2050 MegaTrend map eine multidimensionale Inspirationsquelle und strukturierte Schnittstelle sowohl für den Start als auch für die Modifikation von Innovationsvorhaben.
Fragen und Antworten mit Zukunftsforscher Richard Watson
What's next?! Richard Watson über Motivation, Mindset und Möglichkeiten
1. Als Zukunftsforscher sind Sie weltweit unterwegs. Wo haben Sie die ausgeprägteste "Willkommenskultur" für Disruption, Innovation und Transformation vorgefunden?
Richard Watson
Die größte Offenheit habe ich in den USA erlebt. In anderen Ländern wächst die Bereitschaft für Veränderung durchaus auch.
2. Ist die Angst vor Veränderung in anderen Ländern ähnlich groß wie in Deutschland?
Richard Watson
Auf alle Fälle, wobei ich diesbezüglich Unterschiede in den verschiedenen Altersgruppen wahrnehme.
3. Haben Sie Tipps, um diese Angst abzubauen?
Richard Watson
Der beste Rat: keine Panik! Natürlich gibt es ein paar Themen, wie z.B. dass die Bevölkerung immer älter wird, oder die Tatsache, dass wir noch tief in den Vorstellungen traditioneller Herstellungsweisen verwurzelt sind. Trotzdem, es gibt keinen Grund sich zu fürchten. Ich denke, der Trend wird sich in Richtung regional und von Menschen gemacht entwickeln.
4. Warum haben Sie die 2050 MegaTrends map erfunden?
Richard Watson
Am Anfang wollte ich nur mein eigenes Chaos ordnen. Ich wollte meine Recherchen und Notizen und vor allem die Verbindungen und Knotenpunkte meiner Forschungsergebnisse für mich selbst strukturieren, weil ich einfach nichts mehr gefunden habe. Dann dachte ich, es wäre doch gut, meine Übersicht mit anderen teilen zu können. Daraus sind die Website "What's next" und meine Denkwerkzeuge entstanden, wie z.B. die 2050 MegaTrend map. Ich kann einfach besser in Bildern und Farben denken.
5. Könnten Sie mit der 2050 MegaTrend map komplett falsch liegen?
Richard Watson
Selbstverständlich könnte ich falsch liegen. Die 2050 MegaTrend map zeigt nur zukünftige Möglichkeiten, keine Verbindlichkeiten. Meine Absicht war es, mit ihr eine Diskussion in Gang zu setzen. Es ging mir nicht darum Recht zu haben, wobei ich allerdings bezweifle, dass die 2050 MegaTrend map zu 100% falsch liegt.
6. Hat die Erfindung der 2050 MegaTrends map irgendetwas für Sie verändert?
Richard Watson
Nicht wirklich. Vielleicht bin ich jetzt etwas besorgter, dass Menschen Maschinen mehr lieben könnten als Menschen?
7. Wenn man neue Ideen, z.B. für Produkte entwickeln möchte: Ist es wirklich notwendig Megatrends mit einzubeziehen?
Richard Watson
Das hängt vom Zeitfenster ab. Wenn Sie in ein bis drei Jahren mit Ihrem neuen Produkt oder Service auf den Markt kommen wollen, wäre es sehr wichtig, in drei bis fünf Jahren ziemlich wichtig. Falls Sie planen in zehn Jahren oder mehr marktfähig zu sein, können Sie einige Aspekte, wie z.B. die aktuelle Technologie vernachlässigen.
8. Wenn man die 2050 MegaTrends map in die Entwicklung mit einbezieht? Was wären die ersten Schritte?
Richard Watson
Picken Sie sich zwei bis drei Trends heraus, die sich überschneiden. Diese könnten Sie miteinander kombinieren und darüber nachdenken, ob und was Ihr Unternehmen in diesem Bereich leisten könnte. Zum Beispiel könnten Sie folgende Trends miteinander verknüpfen: die Bevölkerung wird älter (Demografischer Wandel), immer mehr Menschen leben allein (Anstieg der Singlehaushalte) und die internetbasierte Gesundheitsvorsorge (E-Health) für die Diagnose, Therapie und das Monitoring der Generation 65+.
9. "Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen". Mit diesem Satz prägte einer unserer ehemaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt bundesdeutsche Unternehmenskultur. Welches Mindset benötigt man für Innovation?
Richard Watson
Ich kann mich gut an ihn erinnern, an das Zitat allerdings nicht. Innovatoren müssen eine Vision von der Zukunft haben. Wer innovativ sein will, muss zumindest eine Idee davon haben, wohin sich die Welt entwickeln könnte. Man sollte vor allem wissen, wohin man sich selbst entwickeln möchte. Für ein innovationsfreundliches Mindest würde ich daher ein anderes Zitat bevorzugen: "Du kannst die Zukunft nicht vorhersagen, aber Du kannst erfinden." (s.a.) Der Kern von Leadership ist es doch, eine Vision von der Zukunft zu haben und Menschen mitzunehmen. Hier spielt die Geschichte rund um die Vision eine tragende Rolle, siehe z.B. die Wiedervereinigung Deutschlands.
10. Wie können Unternehmen eine Umgebung schaffen, in der die besten Ideen wachsen?
Richard Watson
Große Unternehmen sind im Spannungsfeld zwischen Sicherheit, konservativem Wachstum und geringer Risikobereitschaft gefangen. Aus diesem Grund kommen die meisten echten Innovationen aus der Start-Up-Kultur, nicht von etablierten Unternehmen oder Konzernen. Ich beziehe mich hier auf den international anerkannten Wissenschaftsphilosophen Thomas S. Kuhn. In seinem Standardwerk "the structure of scientific revolutions" stellte er 1962 fest, dass bahnbrechende Entwicklungen von folgenden Faktoren ausgelöst werden: Zufälle, gegenseitige Befruchtung verschiedener Disziplinen (Interdisziplinarität, Netzwerken) und junge Menschen.
11. Mit welcher U-Bahnlinie Ihrer MegaTrend map fahren Sie gerade?
Richard Watson
Angst bzw. mentale Gesundheit, was bereits vor der Pandemie ein Thema war. Die Pandemie hat es nur schlimmer gemacht. Ich denke, dass eines der Hauptthemen des 21. Jahrhunderts Einsamkeit und Isolation sein werden, was einer gewissen Ironie nicht entbehrt, wenn man bedenkt, dass jeder mit jedem (zumindest) technisch verbunden ist. Aber vielleicht ist genau das das Problem. Einsamkeit und Isolation verursachen einen starken Wunsch nach Einfachheit und Beständigkeit.
Vielen Dank für Ihre Zeit.
Das Gespräch führte Gesine Cody (innoXperts® Strategie, Kommunikation & Senior Copy Writer)
Tomorrow never knows: Scenarios for the World in the year 2040.
2012 prognostizierten Richard Watson und Oliver Freeman eine hohe Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer weltweiten Pandemie. Im überarbeiteten Booklet beleuchten sie ihre Ergebnisse von damals. Die Analyse der Autoren basiert auf der QUEST Methode (questions, environments, scenarios, transformations), die die Autoren gemeinsam mit der australischen Zukunftsschmiede Neville Freeman Agency entwickelt haben. Sie stellen Fragen, schildern Rahmenbedingungen und Szenarien und beschreiben mögliche Transformationen.
Watson und Freeman nutzen die QUEST-Methode als Mikroskop für die Untersuchung der Lebensbereiche, die sich ändern (werden): Natur, Technologie, Gesellschaft, Politik, Kultur und Wirtschaft. Welche Chancen ergeben sich daraus u.a. für einen grundlegenden Paradigmenwechsel für die Strategieplanung? Inwiefern wird die Pandemie nationale Grenzen verschieben? Werden wir uns nach der pandemiebedingten Isolation von sehr viel „Ich“ abwenden und an mehr „Wir“ orientieren?
Besonders ansprechend ist die verständliche und somit zugängliche Sprache. Besonders beeindruckend ist die fundierte Analyse gepaart mit humorvollen Anspielungen auf die Bibel, die Beatles oder die B52’s. Leicht lesbar, mitunter schwer verdaulich und dabei stets optimistisch. Eine großartige Anregung für alle, die wissen wollen, wie man mit Veränderung umgehen könnte.
Vielen Dank an Richard Watson, dass wir das Booklet auf unserer Website zur Verfügung stellen dürfen!
Tomorrow never knows: Scenarios for the World in the year 2040 von Richard Watson und Oliver Freeman mit Neville Freeman Agency hier herunterladen (PDF).
Das aktuelle Buch von Richard Watson
"DIGITAL VS HUMAN: How We'll Live, Love, and Think in the Future"
Taschenbuch: 272 Seiten
Hrsg. SCRIBE PUBN (7. August 2018)
ISBN-10: 1947534009, ISBN-13: 9781947534001
Alle Bücher von Richard Watson gibt es bei Future Trends.
Derzeit ist folgender Buchtitel von Richard Watson auf Deutsch verfügbar (Stand vom 09.08.2021): "50 Schlüsselideen der Zukunft"
Gebundene Ausgabe: 208 Seiten
Hrsg.: Springer Spektrum (23. Januar 2014)
ISBN-10: 3642407439, ISBN-13: 9783642407437
Die 2050 MegaTrend map zum Downloaden
Die 2050 MegaTrend map von Richard Watson können Sie hier herunterladen (PDF).
Weiterführende Informationen (auf Englisch)
- Beratung, Blogartikel und Denkwerkzeuge (Thinking tools) von Zukunftsforscher, Buchautor, Speaker Richard Watson auf What's next
- Richard Watson auf LinkedIn
- "Nach vorne schauen": Die University of Cambridge, Judge Business School über Richard Watson
- Richard Watson im Interview mit Louise Walsh in "This Cambridge Life" vom 10.06.2021: The futurist who'd like the future to slow down – just a little
- Interview mit Maria Franzoni, Speaking Business Academy: zum Podcast mit Richard Watson
- Richard Watson auf Wikipedia
- Richard Watson ist Gastdozent beim Imperial College London Imperial TechForesight
- "Du kannst die Zukunft nicht vorhersagen, aber Du kannst erfinden." Wer hat's gesagt: Dennis Gabor, Abraham Lincoln oder Alan Kay? Zur Herkunft des Zitats