Den meisten Menschen fällt zu Augmented Reality (AR) wahrscheinlich sofort Pokémon Go ein. Das war die Zeit, als vor allem die Kids freiwillig das heimische WLAN gegen frische Luft tauschen wollten. Es war somit die erste wirklich funktionierende AR Anwendung, die Millionen von Menschen auf dem gesamten Globus erreichte.
Natürlich gibt es viele weitere Beispiele und Anwendungen, aber dazu später. Jedenfalls ist AR ein technologischer Bereich, der uns in absehbarer Zeit auf Schritt und Tritt verfolgen wird.
Unterschied zwischen AR und VR
Schaut man sich im Netz nach Augmented Reality um, so wird dieser Begriff gerne mit Virtual Reality in einen Topf geschmissen. Man muss kein Experte sein, um zu verstehen, dass beide mit unterschiedlichen Technologien daherkommen und auch unterschiedliche Ziele verfolgen.
Obwohl bei AR bzw. erweiterter Realität alle menschlichen Sinnesmodalitäten angesprochen werden können, beschränken sich derzeitige Anwendung und somit das Allgemeinverständnis nur auf die visuelle Darstellung von Informationen. Wie bei Pokémon Go, wo man auf dem Smartphone seine Umgebung in Form einer Landkarte sieht und diese durch virtuell eingeblendete Pokémons ergänzt (überlagert) wird, die man einfangen muss. Und Fußballfans vor dem Fernseher kennen es, wenn z. B. bei Freistößen die Entfernung durch eine Linie oder einen Radius eingeblendet wird.
Was macht nun den eigentlichen Unterschied zu Virtual Reality (VR) aus? Hier werden keine Informationen mit unserer natürlichen Umgebung kombiniert, sondern hier taucht der User in eine komplett virtuelle Welt ab.
Beispiele
Selbst der schwedische Möbel-Riese hat die Vorteile der erweiterten Realität für sich entdeckt. Mit der App IKEA Place macht das Möbelrücken richtig Spaß. Denn aus einem digitalen Katalog sucht man sich Möbelstücke aus und projiziert diese in einen Raum und an die Stelle, wo man die Couch, den Schrank oder was auch immer hinhaben möchte – maßstabsgerecht natürlich.
Und wir alle kennen mit Sicherheit noch Google Glass. Das war der erste wirkliche Versuch, Augmented Reality unters Volk zu bringen. Trotz gefühlt unendlichen Ressourcen ist es Google nicht gelungen, dieses Produkt zu etablieren und es wurde 2015 (erst einmal) eingestampft.
Ein weiteres Beispiel für erfolgreiche AR Anwendung und ebenfalls bei der jüngeren Generation beliebt ist Snapchat. Hier kann man u. a. animierte Masken ausprobieren und z. B. sein eigenes Profilbild lustig aussehen lassen oder auch verunstalten. Wie dem auch sei, den Usern gefällt es.
Nicht nur Google versucht bzw. versuchte AR Hard- und Software zu entwickeln. Großes Augenmerk darf an dieser Stelle auch Microsoft geschenkt werden. Die HoloLens ist eine Mixed-Reality-Brille und ermöglicht interaktive 3D-Projektionen in der unmittelbaren Umwelt darzustellen. Zurzeit ist diese erste Version noch eher im Experimentierstadium anzusiedeln. Die HoloLens 2, die noch in diesem Jahr erwartet wird, verspricht hingegen deutliche Verbesserungen. Dennoch ist diese Brille laut Aussage von Microsoft nicht für den Endverbraucher geeignet, sondern legt den Fokus auf das Arbeitsumfeld.
Im Prinzip gibt es kaum noch Bereiche, wo nicht versucht wird, AR zu integrieren: Gaming, Shopping, Unterhaltungsindustrie, Produktion, Medizin, Bildung, Architektur, Navigation etc. und natürlich beim Militär.
Wie jede Technologie hat auch diese gewisse Schattenseiten. Denn wenn die chinesische Polizei mit AR-Brillen von dem Unternehmen Xloong „bewaffnet“ durch die Straßen zieht und Gesichter der Passanten mit der nationalen Datenbank abgleicht, ist das vielleicht nicht mehr ganz so lustig (bereits in Beijing, Tianjin und Xinjiang im Einsatz). Wenn so die bösen Fische ins Netz gehen, ist das ja okay. Das Problem ist nur, dass das „Wohlverhalten“ der Bürgerinnen und Bürger z.B. in China mittels Sozialkredit-System neu definiert wird.
Herausforderungen
Sollte unser gesamtes Leben mit AR angereichert werden (wovon auszugehen ist), um als Projektionsfläche zu dienen, sind Unmengen an Daten erforderlich. Wir brauchen eine komplette 1:1 Abbildung unserer Wirklichkeit als 3D-Modell und diese müsste dann überall verfügbar gemacht werden – in einer sogenannten AR Cloud.
Auf der ganzen Welt forschen die großen Tech-Konzerne, aber auch Startups, an Technologien, um die ständig zu aktualisierende Wirklichkeit vermessen und in einer Cloud verfügbar machen zu können. Ohne Künstliche Intelligenz (KI), ausgefeilte Algorithmen und noch besserer Bilderkennung wird das schwierig. Ebenso könnte die Blockchain-Technologie eine bedeutende Rolle spielen, wenn es um die Bereitstellung der aktuellen Daten für alle Userinnen und User geht.
Nicht zu unterschätzen ist der Fakt, dass bei allen Vorteilen und Annehmlichkeiten, die AR in unser Leben bringen kann, auch die andere Seite berücksichtigt werden muss. Die dann zur Verfügung stehenden Daten über jeden einzelnen übertreffen bei Weitem, was soziale Netzwerke, virtuelle Assistenten (z. B. Alexa), Geheimdienste etc. über uns wissen. Das sollte uns bewusst sein. Fortschritt ja, aber die Richtung ist entscheidend.
Ausblick
Wie bereits angedeutet, wird die erweiterte Realität unser Verhalten, wie wir Informationen konsumieren, unser Leben und unsere Arbeit mächtig auf den Kopf stellen. Ähnlich wie es vor Jahren mit der Einführung des Smartphones geschehen ist. Dabei sind den futuristischen Anwendungsfällen kaum Grenzen gesetzt. Die gesamte Umwelt mutiert zu einem Display und interagiert per Gestensteuerung oder echten Berührungen mit uns.
Computer, Notebooks, Mobile Devices sind nicht mehr nötig, da uns virtuelle Geräte die Programmfenster, die per Blick oder mit dem Finger bedient werden, auf herkömmliche Hardware verzichten lassen. Stichwort Hologramme.
Wie im Endeffekt die Hardware aussehen wird, mit der wir den AR-Alltag (massentauglich) erleben, steht noch in den Sternen. Wahrscheinlich wird es auf Brillen hinauslaufen, gefolgt von Kontaktlinsen. Was danach kommt, wer weiß. Chips, die unter die Haut gehen, gibt es ja bereits 😉 Ob man das zulassen möchte, steht dann doch auf einem anderen Blatt.
Fazit
Offen bleibt nach wie vor, wann eine echte Marktdurchdringung passieren wird und mit welchem Erfolg. Experten sind sich da nicht so ganz einig. Selbige prophezeien der Virtual Reality nicht mal ansatzweise die Größenordnung von Smartphone & Co zu erreichen. Die Anwendungsgebiete sind zwar groß, aber im Vergleich zu AR sehr eingeschränkt.
Da man der AR Technologie, insbesondere der Nutzungsmöglichkeiten im Alltag der Konsumenten, deutlich mehr zutraut, hat Augmented Reality die Nase vorn. Ob die Großen von heute auch die Großen von Morgen sein werden, ist noch nicht entschieden. Alle arbeiten mit Hochdruck daran, einen großen Teil des Kuchens für sich zu gewinnen.
Wir sollten uns nicht wundern, wenn eines Tages Tim Cook auf die Bühne mit einer besonderen Brille kommt und das „nächste große Ding“ ankündigt. Denn seiner Meinung nach wird AR so tief in unserem Alltag verwurzelt sein wie „drei Mahlzeiten am Tag“. Na, dann guten Appetit 🙂
Anwendungsmöglichkeiten gibt es heute schon reichlich und der Bedarf ist enorm. Wir unterstützen Unternehmen dabei digitale Lösungen – vom digitalen Prototypen bis zur Mock-Up App zu entwickeln.
Bleiben Sie neugierig und innovativ!
Ihr innoXperts-Team