In diesen Tagen kommt in Hannover soviel geballte Innovation zusammen, dass jeder Besucher schier den Überblick verlieren kann. Bei all den Ausstellern, Angeboten, Podiumsdiskussionen und Shows legt man dabei gut und gerne mehr als 10 km zurück. Um so freudiger ist die Erwartungshaltung, wenn die Cebit selbst über einen hoch anspruchsvollen Innovationscharakter verfügt.
Rechnung ohne Endverbraucher
Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass ich sehr verblüfft war, weil ich als Besucher für ein WLAN-Zugang auf der weltweit größten Fachmesse für Informationstechnik bezahlen musste. Mittlerweile gibt es für alle Besitzer eines Fachbesuchertickets kostenloses WLAN. Schade, wieder nicht für alle. Aber das ist ja seit ein paar Jahren gewollt, dass der Endverbraucher dort eigentlich nichts mehr zu suchen hat.
Die Deutsche Messe AG, Veranstalter der CeBIT, hat mit negativen Fakten zu kämpfen. Denn Schuld an den rückläufigen Aussteller- und Besucherzahlen ist laut Frese, Mitglied des Vorstandes der Deutschen Messe AG, der Endverbraucher. Diese erdreisteten sich die Hallen zu verstopfen. Ganz schlimm war es in der „Gamer-Halle“. Unabhängig, ob man diese Art der Spiele mag. Feststeht, dass es dort sehr impulsiv zu ging. Auf gut Deutsch: Da war was los.
Vergleicht man die Besucherzahlen seit 2004 bis 2014 ist ein Rückgang unschwer erkennbar. Danach ist die Zahl relativ stabil. Relativ. Waren es im Jahre 2004 noch knapp 490.000 Besucher, so hat sich die Zahl mehr als halbiert: 200.000 Besucher in 2016. Innovation findet halt nicht nur auf einem Chip statt.
App durch die CeBIT
Ob als Endverbraucher oder als Fachbesucher, man möchte bzw. muss immer mehr in weniger Zeit erreichen. Um einen Messebesuch in dieser Größenordnung zu planen, bedarf es bekannterweise einiger Zutaten: Was früher noch in gedruckter Form unübersichtlich daher kam, ist heute nur mit ein paar Klicks erledigt. Und 134 MB für die Cebit App wiegen gefühlt nichts. Die Klicks kann man sich natürlich auch gerne sparen, wenn man einen der trendigen Assistenten wie z. B. Siri beansprucht.
Ob jede Erwartungshaltung der User gerecht wird, liegt im Ermessen jedes Einzelnen. Klar ist, dass man mit der App sich auf dem Messegelände zurecht finden sollte, Aussteller suchen und finden sowie navigieren kann, Veranstaltungsprogramm zur Hand hat und sich darüber hinaus Termine und Notizen erstellen kann.
Da der Slogan der diesjährigen Cebit „Global Event For Digital Business“ lautet, ist Jammern auf hohem Niveau erlaubt. Somit sollte man verlangen können, dass sich Einträge zwischen Mobile und Desktop in Echtzeit synchronisieren. Das ist bei der diesjährigen App wohl noch das kleinere Übel. Viele User aus dem App oder Play Store beschweren sich über permanente Abstürze, Standorterfassung trotz Verweigerung, inhaltlich seit Jahren keine Änderungen. Peinlich, fehlende intuitive Usability, unprofessionell oder Armutszeugnis sind dabei noch harmlose Bezeichnungen frustrierter App-User.
Die 134 MB für eine App sind für sehr viele Handy-Besitzer unakzeptabel groß, da ihre Geräte nur die minimalen 16 GB Speicher aufweisen. Diese sind schneller ausgereizt, als einem lieb ist. Hinzu kommen weiter Updates der Cebit App während der Messe.
Darüber hinaus reicht es eben nicht, sich Digitalisierung auf die Fahnen zu schreiben, sich mit den trendigsten Themen vollzupacken und alle Startups in den Fahrstuhl oder Ring sperren zu lassen, deren Geschäftsideen natürlich alle „disruptive“ mit Vornamen heißen. Manchmal ist es eben schon innovativ genug, sich die Meinungen der Crowd zu Herzen zu nehmen bzw. in den Programm Code zu packen. Nichts für ungut: Nach der Cebit ist vor der Cebit.
2018: Nachtrag bzw. Update zur Cebit
Am 28. November 2018 teilte die Deutsche Messe AG das Ende der Cebit mit.
Bleiben Sie neugierig und innovativ!
Ihr innoXperts-Team
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