Nichts ist so beständig wie der Wandel. Das betrifft nicht nur die Art und Weise, wie wir die tägliche Arbeit verrichten, sondern auch wie wir uns die Fähigkeiten dafür aneignen. Das war schon immer so. Nur heutzutage erfolgt dieser Wandel in einem schwindelerregenden Tempo. Der Blick in den morgendlichen Nahverkehr zeigt es ganz deutlich. Die Masse umklammert das Smartphone, spielt, chattet, liest und hört – und das vom Erstklässler bis zum Rentner.
Im Privatleben ist dieser Wandel bereits seit vielen Jahren angekommen. Mehr und mehr hält die Digitalisierung auch Einzug ins Berufsleben. Dieser Prozess ist immer noch (viel) zu langsam. Ein Grund dafür ist nach wie vor die Ratlosigkeit der Führungsetagen in den Unternehmen, aber auch die mangelnde Ausbildung zukünftiger Fachkräfte.
Der Wandel
Die gesamte Arbeitswelt ist ein einziger Transformationsprozess. Wer technologieorientiert denkt, arbeitet, ausbildet und handelt, hat die Nase vorn.
Erwerbsformen der Zukunft
Insbesondere technologieorientierte Unternehmen arbeiten bereits in einem globalen IT-Umfeld, um für den Kunden Werte zu schöpfen. Schon heute ist es kaum noch ein Problem, über einschlägig bekannte Freelancer-Portale, Aufträge zu vergeben. Diese Tendenz wird sich weiter fortsetzen.
Anstelle des bekannten Jobs treten vernetztes und flexibles Arbeiten, neue Abrechnungsmodelle und vermehrt Home-Office. Der bekannte Erwerbstätige wird zum Zwitter aus Arbeitnehmer und Selbständigem, der im Grunde genommen immer und überall verfügbar ist. Seine Schlüsselkompetenz gleicht der eines Unternehmers. Unternehmerisches Risiko einzugehen und unternehmerisches Denken sind Voraussetzungen, da die Entlohnung nicht mehr nach vereinbarter Arbeitszeit, sondern nach erreichten Zielen erfolgt. Beste Beispiele dafür sind Airbnb und Uber.
Für eine massenhafte Umwandlung fehlt einfach noch die Infrastruktur. Insbesondere hapert es an dem Bewusstsein jetziger Arbeitnehmer. Aber auch die rechtliche und politische Ausrichtung lässt noch auf sich warten. In diesem Prozess müssen alle Akteure in die Pflicht genommen werden, um den Paradigmenwechsel voranzutreiben.
Pro
Die Möglichkeiten, die die Digitalisierung mit sich bringt, sind enorm und das nicht nur für die Unternehmen. Die Arbeit wird bezogen auf Zeit und Ort flexibler und kann dadurch eine deutlich bessere Arbeitsatmosphäre herbeiführen. Das setzt natürlich Vertrauen auf beiden Seiten voraus.
Lähmende und langweilige Arbeitsabläufe fallen weg. Die Konzentration liegt dann bei Arbeiten, wo menschliche Intelligenz und Kreativität gefordert wird. Dieses kommt der Motivation eines Mitarbeiters zu Gute. Denn die Gehirnforschung hat herausgefunden, dass Menschen erst dann ihr volles Potential entwickeln, wenn sie eine intellektuelle Herausforderung haben. Wenn sie etwas erschaffen können, selbstgesteuert handeln dürfen und einen Sinn darin erkennen können.
In vielen Medien wird die Angst verbreitet, dass durch den Einzug der Digitalisierung bezahlte Arbeit im großen Stil wegfallen wird. Ganz so stimmt die Aussage nicht. Diverse Jobs werden durch Maschinen erledigt werden können. Das ist richtig. Andere Jobs dagegen müssen neu geschaffen werden, da neue Anforderungen an Unternehmen, Prozesse und Dienstleistungen entstehen. Die Kompetenzen für diese zukunftssicheren Beschäftigungsfelder sind Kreativität, soziale Intelligenz und unternehmerisches Denken.
Contra
Das große Nachsehen in Punkto Arbeit und Lohn dürften wohl Beschäftigte mit geringerer und mittlerer Qualifikation haben. Bei Rationalisierungsmaßnahmen war diese Gruppe immer am häufigsten betroffen.
Bei der digitalen Transformation und der Automatisierung kommt aber ein weiterer Fakt hinzu. Auch Beschäftigte mit besserer Qualifikation sind betroffen. Sind deren Jobs insbesondere durch Präzision oder Routine geprägt, werden sie in Zukunft durch Maschinen ersetzt werden.
Der technologische Fortschritt wird menschliche Arbeit nicht nur zunehmend überflüssig machen, sondern er wird sie auch finanziell abwerten. Es ist zwar einfacher geworden, als Freelancer an Aufträge und Projekte heranzukommen. Die andere Seite der Medaille ist, das soziale Sicherungssysteme wie sie Arbeitnehmer kennen, hier nicht greifen. Der Selbständige hangelt sich von Auftrag zu Auftrag, muss ständig erreichbar sein und wird trotz guter Arbeit gering vergütet. Das Angebot auf den global agierenden Freelancer-Plattformen ist gigantisch.
Ein weiterer Nachteil, wenn das Freelancer-Dasein die Zukunft des jetzigen Arbeitnehmers wird, dass sie deutlich mehr Zeit investieren müssen, um den Lebensunterhalt bestreiten zu können.
Durch ständige Unterbrechung, Multitasking-Anforderungen und ein enormes Informationstempo steigen die Belastungen, wird der Druck größer und stressbedingte Erkrankungen sind die Folge.
Fazit
Die Zukunft der jetzigen Arbeitswelt kann nur vage beschrieben werden. Sicher ist, dass der eingesetzte Wandel nicht aufzuhalten ist und sich alle Seiten anpassen müssen. Das Bildungssystem für Schule und Beruf muss (immer noch) neu gedacht werden und für Arbeitnehmer müssen Voraussetzungen und Sicherheiten geschaffen werden, mit den neuen Anforderungen umgehen zu können.
Auf die neuen Qualifikationsanforderungen der Unternehmen muss er vorbereitet werden und benötigt uneingeschränkten Zugang, sich fachlich weiterzuentwickeln. Dazu brauchen Unternehmen selbst keine tragende Rolle spielen. Bei der Auswahl der zu lernenden Kompetenzen aber schon. Sie sollten dem Mitarbeiter Inhalt und Anbieter der Weiterbildung nennen, eventuell auch finanziell unterstützen, damit es hier nicht zu Missverständnissen kommt. Eines der weitverbreitetsten Online-Angebote im Netz für die Hochschul- und Erwachsenenbildung sind Massive Open Online Courses (MOOCs), die vielfach von Universitäten aus der ganzen Welt zur Verfügung gestellt werden.
Möglicherweise werden in absehbarer Zukunft Berufe durch Aufgaben und Tätigkeiten abgelöst und der Berufsabschluss durch das Zertifikat eines MOOCs-Anbieters. Wie dem auch sei, der gesamte Umbruch ist als Gesamtpaket zu betrachten, an dem mehrere Parteien beteiligt sind und wie so oft, ist es kein Projekt, sondern ein Prozess. Die Geschwindigkeit und die Dauer des Prozesses bestimmt schon heute die Tech-Industrie.
Bleiben Sie neugierig und innovativ!
Ihr innoXperts-Team
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