Möchte man den Medien Glauben schenken, dann kommt es einem vor, als wartete ganz Deutschland nur darauf, dass Apple Pay zur Verfügung steht. Ja, endlich ist es soweit. Und nun? Verhält es sich so wie mit Geschenken zu Weihnachten – Vorfreude ist die schönste Freude? Was steckt wirklich hinter diesem innovationsgetriebenen Hype?
Wir sind bereit für das kontaktlose Bezahlen
Oder auch nicht. Das mit dem Hype, um dieses kontaktlose Bezahlen kann irgendwie nicht ganz stimmen. Denn: Wir Deutsche lieben Bargeld (die Mehrzahl jedenfalls), nur 20 % besitzen eine Kreditkarte und nur 13 – 18 % zahlen bereits mit dem Smartphone. Also warum dieser Wirbel um Apple Pay? Google ist mit seinem Bezahldienst schon ein paar Monate in Deutschland dabei und mittlerweile kann man auch kontaktlos mit der EC-Karte bezahlen.
Und es ist ja nicht so, dass es keine Einsatzmöglichkeiten des kontaktlosen Bezahlens im Einzelhandel gibt. Mittlerweile sind 75 % aller Kassenterminals – das sind rund 820.000 – umgerüstet. Aber der Mensch ist halt ein Gewohnheitstier. Bis wir annähernd so etwas wie schwedische Verhältnisse haben, wo Bargeld nicht gerne gesehen oder überhaupt nicht mehr angenommen wird, soll es noch Jahrzehnte dauern. Übrigens zahlen die Schweden pro Kopf gerechnet öfter bargeldlos als die Amerikaner. Von wegen alter Schwede…
Ein Blick in die Zukunft
Vielleicht überspringen wir in Deutschland die Ära der Kreditkarte und zucken stattdessen unser Smartphone. Die Überlegung ist gar nicht so abwegig, da nur noch jeder fünfte daran glaubt, dass Bargeld auch noch in 20 Jahren das dominierende Zahlungsmittel sein wird. Auf der anderen Seite meinen drei von fünf Smartphone Nutzer, dass sie ihren Einkauf mit dem Smartphone bezahlen wollen. Das ist jedenfalls das Ergebnis einer Bitkom-Studie.
Und schaut man über den Tellerrand, so haben uns, wie so oft, im technologischen Sektor andere Länder überholt. Bargeldloses Bezahlen ist in den Ländern wie Russland, Indien und China ein wahrer Boom mit Zuwachsraten bis zu über 35 %. In den Entwicklungsländern erwartet man bis 2021, dass die Hälfte aller bargeldlosen Transaktionen weltweit dort stattfinden werden. Damit wären die Industrieländer abgehängt.
Kreditkarte vs. Apple Pay
Der Sicherheitsaspekt für jeden Einzelnen in der vernetzten Welt steigt und das nicht nur beim Bezahlen. Was passiert, wenn ich meine Karte verliere? Ich sollte sie sperren lassen, denn auf der Karte sind Nummer, Name, Ablaufdatum und die Prüfnummer enthalten. Ein Fremder mit leichtkriminellen Neigungen könnte mit dieser Karte im Netz fröhlich shoppen gehen.
Bei Apple Pay verhält es sich deutlich eleganter. Denn hier wird clevererweise die tatsächliche Kartennummer nicht gespeichert, sondern lediglich eine gerätespezifische Nummer. Beim Kauf wird ein einmaliger Code generiert und an das Kreditinstitut gesendet. Die Daten liegen nicht auf Apples Servern. Und nur das Kreditinstitut kann bei einem Kauf Rückschlüsse auf die Person ziehen. Das Gute daran ist, Fremde können online damit nichts anfangen, denn ihnen fehlt der biometrische Abdruck bzw. die PIN, die man für jede Transaktion bei Apple Pay braucht. Bei Google Pay muss man sich erst ab einen Betrag über 25,- Euro verifizieren.
Fazit
In Zukunft wird nicht die Institution mit dem klassischem Bankmodell das Geld verdienen, sondern diejenigen, bei denen alle Daten zusammenlaufen und just in time verarbeitet werden. Denn Bargeld verliert an Attraktivität, der Einsatz von Kreditkarten wird überflüssig und kontaktloses Bezahlen wie Apple Pay wird auch nur eine Zwischenlösung sein.
Denn die Zertifizierung über Finger oder Augen Scan ist die Richtung, in die es geht. Noch müssen Karte und Konto hinterlegt sein. In absehbarer Zukunft könnte der Mensch aber selbst als Ausweis dienen – Biometrie macht es möglich.
Wenn wir dann zu unserem Konto zusätzlich die Blockchain Technologie nutzen, stellt sich die Frage, wer unser Konto „beaufsichtigt“ und welche Wege das Geld geht. Über die klassische Hausbank, wie wir sie heute kennen, wahrscheinlich nicht. Apple, Google, Amazon, Alibaba & Co wissen das natürlich und agieren entsprechend. Aber auch Kreditkartenunternehmen haben das erkannt und stellen sich dementsprechend auf.
Was machen unsere Hausbanken? Die meisten Hausbanken springen gerade auf den fahrenden „kontaktloses Bezahlen“ Zug auf und die Sparkassen sowie VR Banken entwickeln eigene Produkte. Sie hätten sich vielleicht in Sachen Innovation beraten lassen sollen. Denn ob sie damit erfolgreich sein werden, darf sehr stark bezweifelt werden. Die Macht der Technologiefirmen ist jetzt schon viel zu groß.
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